22. Februar 2022
Wieder so ein kurioses Datum! Vor 2 Tagen und 2 Jahren hatte ich bereits einen Blog geschrieben über ein «Palindrom-Datum» (https://www.edizio.com/homepage/125-2020_02_02.html). Aber man kann nicht immer nur den Zufall zu Hilfe nehmen, um ein Thema aufzugreifen – oder doch?
Apropos Zufall: Ohne einen Mathematiker konsultiert zu haben, hatte ich kürzlich in meiner «Steineklopfen»-Sammlung ironisierend notiert: «Die Wahrscheinlichkeit eines Zufalls – im Verhältnis zur Summe aller Ereignisse – liegt bei plus-minus hundert Prozent»...
Nein, ich möchte auf einen anderen Zufall zu sprechen kommen. Einer, der sehr ergiebig war. An einem gewöhnlichen Werktag hatte ich in Basel ein Kunstmuseum besucht, wo ich noch nie war. Das Kunsthaus Baselland, direkt neben dem Fußballstadion. Es war leer, kein Mensch während meiner rund 90 Minuten Besuchsdauer.
Eine Ausstellung, die hauptsächlich vom Klang lebt. Und von ungewohnten Einblicken bzw. Durchblicken / © H.W.Rodenhausen
Selten habe ich einen Museumsbesuch so genossen: Die praktisch leeren Räume, das Alleinsein, die Reduktion auf eigene Assoziationen, nichts zu müssen, außer einen Gong schlagen zu können oder ein Ride-Becken in Schwingung zu bringen.
Die Ausstellung mit dem Titel «sweet spot» war vom Perkussionist Fritz Hauser in Zusammenarbeit mit jungen Künstlerinnen und Künstlern aus der Region gestaltet. Eine Intention dabei war es, während Perkussions-Konzerten die sparsam inszenierten Objekte und Malereien in Bezug zur Musik zu setzen.
Aber wie erwähnt, ich war allein in den Räumen, hörte Geräusche und Klänge «ab Band» – und meine eigenen Schritte. Schon lange habe ich mich nicht mehr so frei gefühlt.
Wie kann ein allein herumstehender Gong in einem leeren Kellerraum zur Kunst werden? / © H.W.Rodenhausen
«sweet spot» meint in der Musik eigentlich den Punkt beim Instrument, der die optimale Klangwidergabe ermöglicht. Wenn ich meinen Körper oder mich selbst als Instrument gefühlt hätte während dieses Rundganges: der optimale Punkt war in Bewegung geraten. Der inspirative Punkt, um kreativ zu werden.
Das bestätigte mich in meiner These, dass bei Schreibblockaden nur eines hilft: neue Räume aufzusuchen. Sei es in der Natur, sei es eben wie bei mir: in einem Gebäude. Ob dies nun eine frühgotische Kathedrale ist oder eine hochmoderne Architektur, ob ein vermoderndes unbewohntes Haus oder eine Waldlichtung – ein jeweils «leerer Raum» lässt neue Zugänge fühlen!
Die vorhandenen Räume allein schon durch Beleuchtung/Projektion selbst zur Kunst gemacht…. © H.W.Rodenhausen
Schreibblockaden – so ist es oft bei mir – entstehen entweder aus einem Zuviel an Eindrücken und Vorgaben oder aus einem unbestimmten Gefühl des Ausgelaugtseins und der Lustlosigkeit. Insofern hatte wohl die Ausstellung mich buchstäblich – wie ein Instrument – neu gestimmt.
Diese andere Stimmung bekam beim Ausgang noch einmal einen ganz wuchtigen «Gong-Schlag».
Kunst und durch Zufall «Geschaffenes» in direkter Drehbewegung führt zu einem neuen Ausgang © H.W.Rodenhausen
Der Zufall wollte es (oder war es doch bewusste Konzeption), dass beim Ausgang ein künstlich gemaltes Fenster an der Wand und ein Fenster im Gebäude sozusagen eine vorgegebene Blickrichtung auslöste.
Aus dem Fenster, ein Schattenspiel auf der Fassade des Gebäudes: ein Schattengemälde. Und dann, als ich draußen war, die Baumstruktur als absolut stimmige Komposition – wirklich ein Gemälde...
Zufälle sind wohl in aller Regel – wenn ein Zufall überhaupt eine Regel hat – kreativ! © H.W.Rodenhausen
Es ergab sich also von allen Seiten her die Bestätigung: Schreibblockaden brauchen neue Räume – neue Räume ergeben andere Sichtweisen – andere Sichtweisen fördern die Kreativität. Und ja, wenn das alles nicht reicht, gibt es Ghostwriter, Schreibcoaches oder Autoren, die weiterhelfen…(076 417 40 00).