19. Februar 2021

«Es zieht sich» – Ein Synonym für «es dauert», «es will nicht enden». So kommen mir momentan etliche Tage vor. Tage, die anders geplant waren. Genauso wie ganze Wochen, welche durch Corona-Komplikationen umorganisiert und noch einmal anders getimt und wieder neu überdacht werden mussten. Die Zeit hat viele Realitäten.

Gefrorener Teich mit Schilf
Manchmal scheint alles erstarrt. Die Frage, was jetzt nutzbringend wäre, will ständig neu gestellt werden  / © Helmut.W.Rodenhausen

Bei einigen Winterwanderungen taucht diese Erkenntnis wieder auf: Schau auf die Natur! – Sie kennt keinen Stillstand, kennt kein «Ende», sondern nur verschiedene Tempi, verschiedene Stadien.

Wie sagte schon Albert Einstein, der «Guru der Relativität» in etwa: «Wenn du mit einer lieben Freundin fünf Minuten zusammen bist, ist das sehr kurz, wenn du die gleiche Zeit auf einer heißen Herdplatte sitzt, ist das verdammt lang.» – Für mich ist es die kalte Jahreszeit, die jetzt verdammt lang scheint.

Blüte mit Schneekappe

Die zartesten Blüten haben oft eine erstaunliche Widerstandskraft. Das müsste doch Mut machen 
/ © Helmut.W.Rodenhausen

Die Gefahr, zu sehr auf tägliche Statistiken fokussiert zu sein, zu sehr nur davon zu reden, dass es endlich «normaler» werden sollte, diese Gefahr ist groß.

Die eigene «Normalität» zu finden, das lässt sich jetzt ausgezeichnet trainieren. Die Natur macht sichtbar, was kleinste Pflanzen und Lebewesen alles auszuhalten imstande sind. Dann könnten wir Menschen doch mehr!

Also höchste Zeit, sich zu beobachten, neue «Normen» für sich zu entdecken – und alte, überflüssige Gewohnheiten mit innerer Begeisterung damit zu ersetzen.

Eine aufgeschnittene Blutorange

Farbe in den Alltag bringen – kann auf verschiedenste Weise gelingen / © Helmut W. Rodenhausen

Mich erstaunt nicht, dass in den letzten Corona-Monaten der Konsum von Orangen signifikant zugenommen hat. Natürlich denkt man zuerst an Vitamine und Abwehrkräfte.

Ich bin jedoch überzeugt, es ist auch diese leuchtende Farbe, die in der tristen Winterstimmung besonders verlockend ist.

Neu für mich war, dass Orangen eigentlich schon richtig reif sind, wenn sie grün sind. Ihr leuchtendes Orange erhalten die Früchte erst, wenn sie Frost bekommen.

Ein Symbol, auch die innere Stimmung, die Motivation zu Kreativität und Produktivität mehr von äußeren Merkmalen abzukoppeln. Noch einmal: höchste Zeit, sich neue Projekte vorzunehmen – oder alte wieder auf ihre Aktualität hin zu prüfen.


Wolkenhimmel mit Krähenschwarm

Ein Bild aus dem letzten Herbst. Die kleinen schwarzen Flecken oben links: ein Vogelzug / © Helmut.W.Rodenhausen

Obschon wir wissen, dass die Vögel wieder kommen, die letzten Herbst in den Süden gezogen sind, vermissen wir das Vogelgezwitscher, die Amselmelodien am frühen Morgen.

Mental sich vorzustellen, dass die nächste Rede, die nächste Präsentation, das nächste Editorial – oder das nächste Buch – genau jetzt den richtigen Startzeitpunkt hätten, ist sicher nicht falsch. Dann sind Sie die Erste oder der Erste, der bereit ist, mit neuen Impulsen, Ideen und Vorschlägen das Ende der Coronazeit zu markieren.